P R E S S E S P I E G E L

MOZ 24.10.2002

Heute beginnt in Frankfurt das Theaterfestival "Magic Love"
Mit dabei sind 150 Jugendliche aus ganz Europa

Frankfurt (Oder) (MOZ) Der Raum auf dem Gelände der Frankfurter Ziegelstra8e, gleich neben dem Theater des Lachens, ist groß, leer - und kalt. Nur mühsam gelingt es einem an der Tür postierten Heizlüfter, ein wenig Wärme vorzutäuschen. Die gut 30 Jungen und Mädchen, die am anderen Ende des Raumes an langen Tischen sitzen, scheint das nicht zu stören. Die Köpfe über die Tische gebeugt, kritzeln sie emsig große Blätter mit Skizzen und Ideen voll. Später sollen anhand dieser Vorlagen überlebensgroße Figuren, Banner, Masken und Kostüme entstehen, Dekorationen für den großen, "Love in Europe"-Umzug am Sonnabend auf der Oderbrücke. "Making" nennt sich dieser Workshop, was auf Deutsch nichts anderes heißt als "machen". Und gemacht wird jede Menge im Theatercamp des europäischen Theaterfestivals, "Magic Love", das heute Abend (20 Uhr) offiziell im Frankfurter Kleist Forum eröffnet wird. Neben den knapp 150 Jugendlichen aus 12 Ländern, die am Theatercamp teilnehmen, sind seit Sonntag auch etwa 120 Theater-Profis aus allen Ecken Europas in der Oderstadt zu Gast, um sich hier mit dem Thema Liebe 'zu beschäftigen. Anlass ist das Jahrestreffen des Kulturprojektes Magic-Net, das Jugendliche für klassische europäische Dramen interessieren möchte. Die 15, zumeist auf ein jugendliches Publikum ausgerichteten Theater, die darin organisiert sind, haben bereits klassische Inszenierungen vorgelegt und sich darüber ausgetauscht. Drei davon werden auch in Frankfurt zu sehen sein. Zudem wollen die Theatermacher, bunt gemischt, jeweils eine Szene aus Shakespeares Sommernachtstraum erarbeiten und morgen Abend im Kleist Forum vorstellen. Die Theater waren es auch, über die die Jugendlichen zum Austausch nach Frankfurt gekommen sind. "Unsere Projektteilnehmer sind dazu verpflichtet, mit Jugendlichen zu arbeiten", erklärt Magic-Net-Leiter Dirk Neldner. Während sich einige Häuser Theaterjugendklubs und -pädagogen leisten, haben andere intensive Beziehungen zu Schulen aufgebaut. Im Theatercamp treffen nun Lehrer, Schüler und Jugendklubmitglieder aus ganz Europa erstmals aufeinander. Einer von ihnen ist Jesus aus Spanien. 'Der' 16-Jährige ist über seine Schultheatergruppe zu Magic-Net gekommen. Nun sitzt er im "Making"-Workshop und macht sich Gedanken über originelle Pappfiguren. "Ich mag es, Sachen zu entwerfen", erklärt er. Lydia, ebenfalls 16 und aus Österreich, beschäftigt sich auch zu Hause mit Dekorationen. , "Ich hoffe, dass ich hier was dazulerne", sagt sie. Außerdem habe sie Spaß daran, in andere Kulturen, "reinzuschnüffeln". Das kann man auch noch in vier weiteren Workshops, die alle von darauf spezialisierten Mitgliedern der Londoner Theatergruppe Emergency Exit Arts geleitetet werden. Bei der Gruppe der Musiker und Tänzer geben Christie aus Großbritannien und Pablo aus Italien Rhythmusübungen vor. Eins, zwei, drei fliegen die Hände auf die Schenkel, auf den Bauch, klatschen zusammen, lösen sich in einem Fingerschnipsen. Aus dem Takt gekommen? "Kein Problem." Und schon geht es wieder von vorn los. "Perfektion ist nicht Ziel", erklärt Magic-Net-Praktikantin Constanze Demuth. "Es geht hier nicht darum, wer am besten Fagott spielen kann, sondern darum, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen." Im großen Spiegelsaal des Theaters im Schuppen, das das Festival neben dem Theater des Lachens und dem Kleist Forum unterstützt, ist der Schauspiel-Workshop derweil noch beim Kennenlernen. Eine Geschichte, die mit Liebe zu tun hat, soll erzählt werden. Einer berichtet von seiner Findel-Katze, ein anderer von der Umarmung eines kleinen Kindes. Die Erfahrungen sind so vielfältig wie die Nationalitäten. Was die Schauspieler zur Parade am Sonnabend spielen sollen, wird ein paar Räume weiter von der Gruppe der Schreiber erdacht. Natürlich soll sich auch dabei wieder alles um das Thema Liebe drehen. Wie die Schüler das umsetzen, hält die Gruppe der Reporter wiederum in einer Zeitung fest. "Bis jetzt läuft es fantastisch", sagt Dirk NeIdner und berichtet vom Eröffnungsabend. Der dafür organisierte DJ wurde nämlich gar nicht gebraucht. "Plötzlich fingen die Iren an, auf dem Tisch einen Rhythmus zu klopfen, andere antworteten, und irgendwann führte einfach jeder etwas vor. Das war wie ein Wettbewerb, ganz ungesteuert." Manchmal ist Kulturaustausch eben doch ganz einfach.

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