Ein „Bitte hier entlang“, mehr brauchte es nicht um über
den Bühnenaufgang hinter die Kulisse einer, trotz hoher Nervosität
normgerechten Höflichkeit geführt zu werden.
Die Chance der sich eröffnenden Geschichte zu entrinnen, die zur
Unbetroffenheit notwendige Distanz aufzubauen, von Beginn an verbaut,
durch Räumlichkeit und dem ihr einhergehenden Abbau der Grenze
zwischen Publikum und Protagonist. Wozu? - um der Wahrhaftigkeit jenes
Schmerzes willen, den nur Verlust und zwangsläufige Entbehrung
gebären;um die Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit und Annahme
mitfühlen und den beschrittenen Weg, sie zu suchen, sie wieder
zuentdecken verstehen zu können, so “andersartig” der
auch sein mag. Denn das ist Karl.
Hinter
der Intention die Publikumsnähe auf Grundlage dieser Thematik zu
schaffen und zu halten steht ein hoher Anspruch und viel Mut zum Versuch,
ihm gerecht zu werden. Die den Publikumsraum mehr und mehr für
sich vereinnehmende Spannung, die zu Beklemmung wurde, spricht für
den Darsteller und sein Können. Hohe Sensibilität und Konzentration,
Körperbeherrschung und -psychologie braucht es um den Grad von
Authenzität zu erlangen, um eine solche Figur von innen heraus
so begreifen und spielen zu können, dass ihr Verhalten, ihr Wesen
allein der Wahrhaftigkeit des Augenblicks gerecht werden, das Fragen
entstehen, stehen bleiben oder neu gestellt werden dürfen.
Denn
wie oft wird der weitgefasste Begriff der Andersartigkeit mit vorgefertigten
Ansichten und daher Antworten oder althergebrachten Betrachtungsweisen
oberflächlich und pauschal abgetan. Wie oft stehen Schuldige, Verantwortliche
für die Formung von Menschen wie Karl schon fest.
Die
Erschöpfung und Erleichterung auf beiden Seiten am Ende des Stückes
sprechen für sein Gelingen und vor allem für seine Notwendigkeit,
zeigt sie uns doch, wie wenig geschult wir im Umgang mit Menschen und
wie schlecht unsere Kondition dies bezüglich noch ist.
Da
sage doch einer, das Leben wäre langweilig.
Franziska
Wulf
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