Frankfurt
(Oder) (MOZ) "Leben ist Brücken schlagen / über Ströme,
die vergehn": Das Zitat des Dichters Gottfried Benn, das sich neben
anderen in einer Ausstellung der Slubicer Foto-Gruppe AKFA findet, passt
wie kaum ein anderes an diesen Ort, zu dieser Zeit. Hier, im alten Straßenbahndepot
von Frankfurt (Oder), der Stadt, die vor wenigen Tagen von der EU-Außengrenze
in die Mitte der erweiterten Europäischen Union gerückt ist,
knüpft es an das an, womit sich das Kulturfestival "mittenamrand"
seit vergangenen Mittwoch beschäftigt hat - den Fragen der Grenzverschiebung.
Die Schau, die die Lyrik Gottfried Benns mit Fotografien verknüpft,
gehört zum Festivalsbeitrag der Studenten der Europa-Universität
Viadrina. Zwei Tage lang haben sie rund um das Depot "Rauschzeichen"
inszeniert, verschiedene Veranstaltungen von Beach-Volleyball über
Konzerte bis hin zu Lesungen und einem Jazz-Brunch. Direkt aus der Stadt
kam auch der Festivalsbeitrag "Das andere Land", eine Eigenproduktion
des "Theaters im Schuppen", die am Freitagabend ihre Premiere
feierte. Das von Theaterleiter Frank Radüg geschriebene und inszenierte
Stück setzt sich mit Themen wie Freundschaft, Vertrauen und Verrat
auseinander und spiegelt sie in Geschichten aus der Mythologie. Zur
Sternstunde wurde das Gastspiel des Warschauer Teatr Rozmaitosci im
Slubicer Casino. In der Regie des jungen polnischen Starrregisseurs
Grzegorz Jarzyna konnte man dort am Wochenende "Zaryzykuj wszystko"
(Riskier alles) von George F. Walker erleben, eine Geschichte um Spielsucht,
Liebe und finstere Gestalten. Fast still muss gegen soviel Pepp Stanislaw
Muchas Dokumentarfilm "Die Mitte" wirken. Der Streifen über
die Suche nach dem Mittelpunkt Europas, der das ganze Festival über
im Ufa-Palast zu sehen war, begeisterte nicht zuletzt durch seinen liebevollen
Blick auf die Menschen, die es ausmachen - das neue wie das alte Europa.
Sehr zufrieden mit dem Ablauf des neuen Festivals zeigten sich gestern
die Veranstalter, Kleist Forum und Viadrina. Laut Arnold Bischinger,
künstlerischer Leiter des Kleist Forums, konnten insgesamt etwa
5500 Besucher gezählt werden.
Sonntag, 16. Mai 2004 (18:45)
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