P R E S S E S P I E G E L

MÄRKISCHE ODERZEITUNG , 14.02.2005

Von guten und bösen Müttern
Zur Premiere von Frau Holle





Mit "Frau Holle" feierte gestern erneut ein Märchen der Brüder Grimm Premiere im Theater im Schuppen. Die Zuschauer werden entführt in eine Welt der Fantasie, in der ihnen vieles bekannt vorkommt.

Es kommt nicht häufig vor, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert sind von einem Märchenspiel. Im Theater im Schuppen ist das längst normal. Nach "Schneeweißchen und Rosenrot" und "Das tapfere Schneiderlein" hat die Truppe jetzt mit "Frau Holle" ihr drittes Grimm-Märchen auf die Bühne gebracht. Und wer da glaubt, Märchen seien für die heutige Zeit zu angestaubt, irrt gewaltig.

Die Inszenierung (Text/Regie: Frank Radüg) kommt mit viel Witz und mit erfrischenden Einfällen daher. Nicht Frau Holle, sondern der Hahn ist die Hauptfigur. "Kikeriki" heißt der lustige Kerl (Daniel Heinz), er ist der beste Freund der guten Marie und heftig in sie - und nicht in seine Hühner - verknallt. Immer auf der Hut vorm drohenden Ende im Suppentopf, steht er Marie (Christina Hohmuth) bei gegen die Stiefmutter (Elisabeth Wolle) und wird am Ende sogar noch in einen Menschen verwandelt.

Die drei Darsteller agieren in Doppelrollen. Elisabeth Wolle ist Stiefmutter und Frau Holle - ein toller Einfall. Denn die Kinder erkennen so auf der einen Seite die "böse" Mutter und auf der anderen Seite mit Frau Holle die "gute" Mutter, bei der sich Marie geborgen fühlt, die ihr auch mal über Kopf streichelt und sie in den Arm nimmt.

Christina Hohmuth spielt die gute und die faule Marie und glänzt vor allem als Letztere - mit herrlich-witziger Boshaftigkeit, mit übertriebenem Trotz fesselt sie auch die Kleinsten im Publikum, die ihr Tun natürlich schnell durchschauen und der Mutti ins Ohr flüstern: "Die ist aber ganz schön dumm."

Genauso wunderbar ist es, Daniel Heinz zuzusehen und -zuhören. Neben dem Hahn "Kikeriki" verkörpert er den Backofen und den Apfelbaum, begeistert vor allem mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik. Als Apfelbaum spielt er mit den beiden Maries, neckt liebevoll die eine und ärgert die andere. Und als Backofen will er die fertigen Brote nicht rauslassen, bevor sie ihren Grimmschen Satz gelernt haben: "Zieh mich raus, sonst verbrenne ich!"

Als "sehr kindgerecht und spannend" lobte Zuschauer Steffen Kretschmann (25) die Inszenierung. "Die Kinder haben ihren Spaß, die Truppe lässt sich immer was Neues einfallen." Vera Knappe sprach von einer "sehr schönen Aufführung, auch wenn die ganz kleinen Kinder wie meine dreijährige Enkelin Franka noch nicht alles verstehen".

Termine und Infos unter Telefon 6 49 57 oder 684 00 10.


Sonntag, 13. Februar 2005


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